Georg Kolb: Die Ad-Limina-Besuche der Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Freising und Regensburg (1575–1731)
29.11.2024
Bereits die Bischöfe der frühen Christenheit pilgerten nach Rom, um dort die Gräber der Apostelfürsten Petrus und Paulus zu besuchen und dadurch einen „Ad-Limina-Besuch“ vorzunehmen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die Ad-Limina-Besuche zu einer kirchenrechtlichen Verpflichtung, der die Bischöfe auch heute noch regelmäßig nachkommen. Dabei muss der Bischof vor dem Papst mittels eines schriftlichen Berichts, der sogenannten Statusrelation, über den Zustand seiner Diözese und sein seelsorgerisches Handeln Rechenschaft ablegen.
Zwischen 1575 und 1731 führten die Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Freising und Regensburg 72 Ad-Limina-Besuche durch. Ihrer Verpflichtung kamen sie jedoch nicht regelmäßig nach. Überhaupt erschien nur ein Bischof persönlich in Rom, alle anderen Besuche wurden durch Stellvertreter und immer öfter aus reiner Routine vollzogen. Dennoch wollten einige Bischöfe mit der kostspieligen Ad-Limina-Gesandtschaft nicht nur ihre Treue zur Römischen Kirche und ihrem Oberhaupt zum Ausdruck bringen, sondern vor allem die Unterstützung der Kurie in verschiedenen Angelegenheiten erreichen. Dabei ging es vor allem um das Besetzungsrecht für einträgliche Pfründen, die Einkünfte von Klöstern, aber auch um Reichspolitik. Die bischöflichen Gesandten erlebten auf ihrer Reise so mancherlei: eine fromme Wallfahrt, Papstaudienzen, Abstecher nach Neapel, Malaria, diplomatische Irrungen und bürokratische Trägheit.
Die vorliegende Studie zieht neben den Statusrelationen erstmals weitere Quellen heran und stellt neue Fragen zu Vorgeschichte, Voraussetzungen, Umsetzung und Strategie der Ad-Limina-Besuche. Außerdem will sie hilfswissenschaftliche Grundlage für eine angemessene Interpretation der Statusrelationen, aber auch Brennglas für die Ad-Limina-Geschichte der Reichskirche sein.
Georg Kolb: Die Ad-Limina-Besuche der Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Freising und Regensburg (1575–1731) (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 179), München 2024. (ISBN: 978-3-406-10794-8)